Mit dem siebten Lauf zur Marathon-Trophy in Wickede fand der vorletzte Marathon der Nutrixxion-Marathonserie 2011 statt. Nachdem der Sauerlandmarathon und das Vulkanbikefestival in Daun eher bescheiden für mich ausfielen und ich im Rennen Probleme mit der Kraft, der Motivation und besonders meinem Kopf hatte, hatte ich eher ein mulmiges Gefühl vor diesem Rennen. Aufgrund diverser anderer Umstände hatte ich auch nicht wirklich Hoffnung, dass dieser Marathon besser werden würde. Entsprechend motiviert war ich eben auch.
Der Start sollte um 10h erfolgen und da Wickede im Verhältnis zu den anderen Rennen, mit einer Stunde Fahrzeit in der direkten Nachbarschaft liegt, machte ich mich “erst” um 7:45h auf den Weg. Nachdem ich im letzten Jahr mit Basti das Schlusslicht des Startblocks bildete und ich diesmal keine Aufholjagt starten wollte, wollte ich zeitig da sein. In Wickede gibt es leider nur einen Startblock für alle Fahrer. Lizenz, Hobby und alle drei Streckenlängen … alle auf einem Haufen. Da gibt es vor dem Start immer etwas Gedränge.
Leider hat mein Zeitpuffer aber nicht gereicht. Von der ungeplanten Riesenschlange an der Anmeldung in die Riesenschlange vor dem WC und am Ende nur noch 30 Minuten um mich startklar zu machen. Rad zusammenstecken, umziehen, und sofort in den Startblock. Ich konnte mich glücklicherweise von vorne rein schleichen, und dort stand ich am Ende auch –wieder mit knurrendem Magen. Ich schaffe das mit dem Essen vorher immer nur so mittelmäßig, weil ich so aufgeregt bin. Diesmal hätte ich aber wohl auch keine Zeit mehr gehabt.
Für die Trophywertung standen zwei Runden á 31,5 Kilometer und 900 Höhenmetern im Rennkalender. Nach dem Startschuss erst mal das gleiche Prozedere wie in den letzten Rennen. Ein paar Mädels zogen gleich davon. Mit dem Kaltstart bei 8 Grad hatte ich auch nicht die optimalsten Bedingungen, aber im ersten Anstieg konnte ich mich schon mal an die Altersklassenspitze setzen und Carina Hunn (team-woba) hinter mir lassen. Mitte der ersten Runde traf ich auf Bianka Krause von den Mountain Heroes. Nachdem ich kurz vom Rad gestiegen bin um Nico, ein U17 Fahrer vom SV Steele, mit meinem Schlauch auszuhelfen, war ich dankbar für ihr Hinterrad. Mich beschlich allerdings ein etwas mulmiges Gefühl nachdem Bianca mich gefragt hatte, ob ich eben meinen einzigen Schlauch abgegeben hätte und ich die Frage mit einem „Ja“ beantworten musste. Glücklicherweise hatte ich in diesem Jahr so wenige Platten, dass ich ganz selbstverständlich meinen Schlauch angeboten habe. Jetzt durfte ich allerdings auch keinen Platten mehr haben. Ohoh! Das mulmige Gefühl nahm mir dann Daniel Kreischer vom RSC Niederrhein wieder ab. Wir fuhren ein Stück der Stecke gemeinsam und er hat wohl auch gesehen, dass ich meinen Schlauch abgegeben hatte. Eigentlich wollte ich ihn ja gefragt haben, ob er mir seinen Schlauch für die zweite Runde geben könnte wenn er im Ziel ist. Ich wusste ja, dass er für die Kurzdistanz gemeldet war und er nach einer Runde ins Ziel fuhr. Schlau ne :P? Leider konnte ich das Tempo aber nicht mehr halten und kurz vor dem Ziel war er dann weg und ich wünschte mir die pannensichersten Mäntel des Universums herbei. Wickedemarathon=Plattenmarathon! Im Zielbereich stand Daniel dann am Rand und wedelte mir schon mit dem Schlauch entgegen als ich um die Ecke bog. Ich dachte ich träume! Einfach so! Ohne das ich gefragt habe! Hilfsbereit mitgedacht –mir ist ein Stein vom Herzen gefallen! Danke nochmal Daniel! Das war grandios!
So konnte ich also erleichtert in die zweite Runde starten, hatte keinen Platten mehr und konnte mich voll auf das Rennen konzentrieren. Leider waren auf der zweiten Runde nicht mehr so viele Fahrer auf der Strecke, so dass es etwas einsam war und der Rennantrieb irgendwie fehlte. Aber nach ¾ des Rennens kam nochmal Konkurrenz von hinten und da war die Rennatmosphäre auch wieder da. Ellen Vosseberg (Bike-Team Baumberge) scheuchte mich förmlich die letzten 15 Kilometer ins Ziel. Die letzten Kilometer, bin ich gerast wie verrückt und ein paar hundert Meter vor dem Ziel fingen auch noch die Beine an zu krampfen. Ich habe nur noch gebetet, dass die Beine nicht ganz zu machen, ich ankomme und Ellen mich nicht noch auf den letzten Metern überholt. Ich wusste nicht um welche Position ich da kämpfte, aber abgeben wollte ich sie nach 63 Kilometern auch nicht mehr.
Am Ende kam ich mit einer halben Minute Vorsprung an. Ich war vielleicht erleichtert! Was für eine Verfolgungsjagt. Ende gut, alles gut! Mein Schlauch kam übrigens als 10ter der Juniorenklasse auf der Kurzstrecke ins Ziel ;-)
Der Blick auf die Ergebnisliste gab dann auch noch Grund zur Freude.Dritte in der Gesamtwertung und erste in der Altersklasse! Podium! Und mit 3:03:45 auch noch 15 Minuten schneller als im vergangenem Jahr! Da bin ich ja schon ein bisschen Stolz. So am Ende der Saison hatte ich nicht mehr an mich und eine gute Leistung geglaubt. Gerade auf Basis der vergangenen Wochen.
Geschlagen geben musste ich mich Sandra Gockert (Stevens Racing) und Petra Rauer (TuS Valmetal). Glückwunsch auch an Vereins- und BMC-Kollegen Carsten, der auf der Kurzstrecke den vierten Platz und ebenfalls den Altersklassensieg einfuhr.
Ich habe alles aufgedreht was geht und ich bin so froh und erleichtert, dass es geklappt hat. Das war wie ein Befreiungsschlag, nachdem ich mich in den letzten Rennen so gruselig quälen musste. Ich glaube das war sehr wichtig und es hat sehr gut getan.