Tja, wie schreibt man über watt, watt eigentlich gar nicht mehr zu toppen is? Als ich im letzten Jahr vom P-Weg Marathon Plettenberg kam, war ich super “geplettet”. Dass ich in diesem Jahr ultrageplettet sein würde, hatte ich nu wirklich nich erwartet. Aber et is nich nur dat Wochenende! Die Spannung und Vorfreude beginnt ja schon viel früher!
Am 24. Mai öffnete die Onlineanmeldung und ich saß mit einem Auftragszettel in meiner heimischen Bürokaschemme. Pünktlich um Null Uhr fiel der erste P-Weg-Startschuss und der Walk, Run und Bike auf die Startplätze zur 10. Auflage des Internationalen P-Weg Marathons war gestartet. Trotz Ansturm im 4-stelligen Personenbereich, ohne Servergehuddel und andere Fisimatenten!
Ein Hattrick war gefordert! 3 Anmeldedatensätze warteten darauf in die Eingabemaske gehackt zu werden. Während Ela und Vivien am Alfsee in die Pedale hackten, lastete die Bürde um die Startplatzsicherung in diesem Jahr auf meinen Schultern. Krake müsste man sein. Aber watt soll man mit acht Armen auf einer Tastatur, außer Knoten kriegen. Acht Beine wären da schon eher watt … Egal! Et klappte schließlich auch so. Zweimal kurz, einmal lang. Check!
„Hallo Jule Schwarz, Sie haben sich zum P-Weg-Marathon 2014 angemeldet.“ Immer noch völlig beeindruckt von Betty Uhlig, die im Vorjahr die Langstrecke gewann (wohlgemerkt in kürzerer Zeit als ich die Mittelstrecke untersucht habe), wollte ich es auch mal probieren und meldete mich geistesabwesend zur Langstrecke an. Also nich um zu gewinnen, sondern um zu überleben. Wenn ich schon mit Fußball nix am Hut hab, wollte ich zumindest auch mal ein Ultra sein. Und schließlich heißt et „P-Weg – Wenn der Weg zum Ziel wird“. Ein 94 Kilometer langes Ziel mit 2800 Höhenmetern also.
Dat fühlt sich jedenfalls ersma an wie ne super Herausforderung. Und ich kann solche Herausforderungen gut (achtung Knaller-Kalauer) „leiden“ :P! Eigentlich … Im Mai wusste ich nämlich noch nicht, dat ich zwischendurch noch mal eben über die Alpen fahre und sich die Saison dadurch im September irgendwie schon von selbst beendet.
„Der Kopp is schon inner Pause und er hat die Beine mitgenommen.“ Zunächst eine Vermutung, die sich dann aber schon im August beim Zierenbergmarathon bestätigte. Seit der Transalp mache ich auf „Easyrider“, habe alle weiteren Rennen sausen lassen und am Ende fröhlich aufgegeben der flüchtigen Rennlust hinterher zu jagen. Der pure Genuss nach Lust und Laune in erträglichen Pulsbereichen (Strava-Segmente ausgenommen). Herrlich. Da sind dann auch mal 2 Stunden Vorbelastung mit kleinen Ausrastern bei herrlichstem Sonnenschein drin :D
Der P-Weg Marathon stand allerdings wie ne Wand in der Planung und mit dem Gedanken an dat P-Wochenende funkeln, trotz Rennmüdigkeit und Saisonende, immer noch die Augen. Mit dem Gedanken an die Pistenlänge vielleicht nicht mehr so 3000 Lumen endhell, aber nen bissken usselige Ungewissheit und die obligatorische Portion Spannung gehört beim Mountainbiken numma dazu! Verpackt in vollepulle Vorfreude natürlich! Ich wollte dat unbedingt durchziehen! Natürlich mit nem gesunden Maß an Respekt! YO!
Längere Strecke = länger auf der Strecke = Länger Spaß! Ganz schön abgezuppt, wa? Beim P-weg kann dat nur ein Gewinn sein! Schreibt euch dat hinter die Ohren (besonders die Mädels!)! Oder ich lasse Aufkleber fürs Oberrohr produzieren! :-)
Am Vorabend bezog ich mein Domizil bei Local-Ela und ihrer fröhlichen Familie für die zweite Auflage „Vonne Poofe anne Piste”. Wie schon im Vorjahr durfte ich in unmittelbarer Nähe zur Startnummernausgabe und der Plettenberger-Party-Meile unterschlüpfen. Im munteren Getümmel des P-Weg-Samstag fand sich neben der großartigen Gewissheit, dat die Stimmung wieder p-hänomenal ist („Boah, allet voller Menschen hier“), auch dat Filmteam für die Doku P-beWEGt. Statt Kino mit Popcorn gab et nen Stückchen Making-of mit Kartöffelken. Unterhaltsame Ultrastreckencarbobasis.
Watt am Abend mit Kartoffeln aufhört, geht am Morgen mit Müsli weiter. Mein Pre-Race-Face ist im Gegensatz zu letztem Jahr entspannt. Ultraentspannt, statt supernervös – okay nicht ganz, aber mir gefällt der Satz und die Vorstellung auch :D. Ich hatte mir nix großes vorgenommen, also hatte ich auch keinen Druck. Unter 5 Stunden zu bleiben wäre allerdings schon schön. Ich will schließlich auch noch watt von der P-Party abhaben. Jajaja … Kinder die watt wollen … … :D
Einzig die Streckenlänge rief leichte Zweifel am Überleben ins Bewusstsein. Und meine Vorderradbremse ein widerliches Schleifgequitsche in meine Ohren. Little presents keep a friendship alive! Entschuldigung schomma an dieser Stelle an meine terrorisierten Wegbegleiter! Nen Höhenprofil, watt die volle Lenkerbreite in Beschlach nimmt, hatt et übrigens auch noch nich gegeben!
Der Morgen begrüßte uns mit typisch romantischem Sauerländer Wetter. „Schuppig isset.“ Die umliegenden Berge sind in ein Nebelbäuschken gehüllt, der sich kurz vor dem Startschuss löste und auf uns hinab nieselte. Nach kurzem eingerolle suchte ich den Weg in die vordere Startaufstellung und vertrieb mir damit die letzten 5 Minuten bis zum Start:
„Du kommst hier nicht rein“, verkündete mir die Blocksteherin an der Pforte zum ersten Block und verwies mich auf die hinteren Plätze. Ich schaute erstaunt auf meine Schuhe, aber es waren die richtigen?! Die gelben … da hat noch nie jemand watt gesagt. Fragender Blick in die Runde. Auch der Rest meiner Kleidung passte zum Dresscode der P-Weg-Party. Also ersma Startraus-, statt Startaufstellung. Ich brauchte keine gelben Schuhe, sondern nen gelben Smiley. Aaaahhhsoooo! Der kleine klebende Kumpel auf der Startnummer sollte meine Lizenz bescheinigen und mich auf die Gästeliste des ersten Block’s bringen. Ich wedelte mit der kleinen blauen Plastikkarte und verwies auf den darauf abgebildeten Smiley, der zwar nicht gelb war, dafür aussah wie ich, aber et half nix. Ela’s späterer Start ermöglichte mir schließlich ein gelbes lachendes Mondgesicht (Danke!), mit dem ich fortan versuchte um die Wette zu strahlen. Jetzt kann et also los gehn!
Der Startschuss fiel und die Menge tobte! Als erstes hieß et: Wer zuerst anne Ziege is, hat gewonnen! Dat könnte man zumindest meinen bei dem Tempo. In Wirklichkeit is man aber nur zuerst anne Ziege, wenn man zuerst anne Ziege is! Die Tatsache, dat dabei auf den ersten 1,5 Kilometern 138 Höhenmeter zu bewältigen sind, treibt schomma ne ordentliche Portion Laktat inne Pinne und verzerrt die Gesichtsmuskulatur. Ein Umstand der wiederum den Zuschauern und Fotografen unterhalb des Euters der Ziege ein paar heitere Momente beschert. Dat is pure Euter-Euphorie! Die, die können, fassen mal dran. Aufgrund meiner platzsparenden Körpergröße, bleib mir das Euter verwehrt.
Ich erreiche die Ziege mit einem Puls von 180 und freue mich über den Umstand, dass ich noch lachen kann. Im zweiten Anstieg mit einem Puls von knapp 190 is dat schon nicht mehr ganz so einfach. Der brennende Schmerz fühlt sich allerdings gut an – auch ein Grund zur Freude! Ich erreiche also nach nicht ganz 10 Kilometern den Maximalpuls des Tages und versuche auf der sich bildenden Laktatwelle über die Höhen zu surfen, ehe es runner zur Lenne geht.
Es folgte ein längerer Abschnitt auf dem Lenneradweg, der am Schwimmbad in Böddinghausen kurz durch ein zu überfahrendes nassrutschig-glitischges Metallbrückengestelldingen geteilt wird. Von oben isset längst trocken. Beim Anblick entgleist mir dat einzige Mal dat Gesicht. Natürlich wurde es festgehalten und in der Presse verarbeitet :D Danke!
In einer 4-köppigen Gruppe um Ralf Haupt kreiselten wir der Lenne längs zurück in den Wald. Querten dabei ein suizidales Eichhörnchen, eine inoffizielle Hariboverpflegung und kamen schließlich zum Bergsprint bei Kilometer 31. Verhalten, aber zügig versuchte ich die 200 Meter hinter mich zu bringen, ohne im Anschluss mit den zuvor eingenommenen Bananen der diversen Verpflegungsstellen über deren Aussicht in den folgenden Anstieg diskutieren zu müssen (lieber Carsten ;-)).
Die Zuschauermenge am Bergsprint war enorm und die Stimmung so galaktisch, dat ich mich darauf konzentrierte zurück zu brüllen und zu versuchen, mit einigen Jubelrufen meinen Dank für die unverwechselbare Stimmung zum Ausdruck zu bringen. Im nächsten Jahr stecke ich mir auch ne Rassel inne Tasche, dann muss ich nicht so merkwürdig mit dem leeren Arm rumfuchteln und kann mein unkoordiniertes Gegrunze rhythmisch unterstützen! :D
Mit einer gesunden Gesichtsfarbe freute ich mich über die 2 Sekunden die ich schneller war als im Vorjahr, ehe die nächste Rampe auf den laktatgefüllten Körper wartete und trauerte um die tolle Gruppe, aus der ich am Bergsprint fiel. Allerdings ausnahmsweise mal nach vorne :-)
Ich hatte jedenfalls Spass inne Backen. Fahren ohne Sinn und Verstand! Renneinteilung?! Nö! Ich überlegte mir daher den Plan “einfach fahren, geben und genießen watt geht und wenn alle is, dann is halt alle”! Natürlich in der Hoffnung, dass der Zustand “alle” erst nach erreichen der Ziellinie eintrifft. Spannend bei 93 Kilometern. Vor allem wenn nicht mal die Hälfte rum is.
Die Kilometer wurden nach hinten raus zäher, aber nicht weniger schön. Die Ortsdurchfahrten waren jedes mal der Oberknaller und immer wieder trifft man jubelnde Zuschauer im Wald und Ameisenhaufen! Das rote Kreuz und die Feuerwehr feiern auch mit. Alle sind gut drauf! Dat is so beeindruckend, dat man selbst am liebsten anhalten und mitmachen möchte! Trommeln, Pfeiffen, Rasseln! Und Kuhglocken. In totaler Euphorie habe ich den Mitmachgedanken in die Tat umgesetzt und entführte eine Zuschauerin samt ihrer Glocke auf ein paar Meter Anstieg! Grölend und läutend wie ein Höhlenmensch … Oder Ultra eben … Sorry für den kleinen Überfall! :-)
Ich würde lügen, wenn ich sage, dat ich über die dahin schmelzenden Kilometer nicht auch froh war, aber wenn die körperliche Leistungsfähigkeit nicht so limitiert wäre, würde ich wahrscheinlich heute noch P-Schleifen drehen. Außerdem ist man auch auf der Strecke ständig in netter Begleitung. Man freut sich zusammen über die Veranstaltung, bemitleidet sich etwas für die selbst zugefügten Schmerzen und motiviert sich gegenseitig für die fehlenden Kilometer. Egal mit wem man spricht, alle sind sich einig: WE LOVE P-WEG – P-WEG FOREVER!
Kurz vorm Schluss darf man sogar noch mal zur Ziege rauf, um vor ihr für die letzten Höhenmeter abzubiegen. Die Euterphorie hat allerdings bei allen merklich nachgelassen. Es muss die Trauer über das nahende Ende sein! Zunächst folgt aber der Abschlusstrail der mich wieder daran erinnert, dass dat Durchfahren von 180 Grad Kehren mit Gefälle nicht zu meinen Stärken zählt. Elegant is anders. Eher Elendgant. Stammt aus der erweiterten Wortfamilie Elefant. Trotzdem ne Belohnung und ein Freude-Multiplikator für das folgende Ziel.
Raus ausm Trail und rein inne City: Ein Flug durch Absperrgatter und die letzten Zuschauermengen an der Strecke, zwingen die Mundwinkel sich mit den Ohren zu verheiraten. Geschwindigkeit wird aufgenommen, dat Herz hüppt vor Freude und ich über die Ziellinie. Nach 93 Kilometern P-Weg kann dat nicht beeindruckender sein. Ebenso wenig wie die folgenden 15 Meter P-Walk. Anders als auf einem Catwalk präsentieren die Sportler hier nicht die schönste Spandexbekleidung (auch), sondern die fröhlichsten Gewinnergesichter. Der elegante Gang wird glücklicherweise in der Haltungsnote vernachlässigt. Hier ist jeder Sieger!
Als ich den P-Walk betrete höre ich meinen Namen durchs Mikrofon klingen. Ich habe Gänsehaut. Die Leute vor der Bühne applaudieren. Ich habe noch mehr Gänsehaut. So was habe ich noch nie erlebt!
Carsten Bock, der Mann am Mikro, verwickelt mich in ein P-Pläuschchen. Unter der Ermangelung an Sauerstoff fällt es mir nicht so leicht verständliche Sätze zu formen und auch die festgetackerten Mundwinkel an den Ohrläppchen erschweren eine saubere Aussprache. Carsten zuppelt einen Zettel aus der Tasche. Ich schaue nicht schlecht als ich sehe, dat der Zettel ein Ausdruck von meinem Vorjahresblog ist, aus dem er ein paar Sätze durch die Boxen klingen lässt. Irre. Das ist ein großes Kompliment für mich – ich glaube ich habe einen roten Kopf. Da freuen sich Menschen über meine Sätze und ich kann das sogar sehen! Ein weiteres Mal verliere ich mein Sprachzentrum und gewinne ein Mal mehr nen ordentlichen Erpelparka. Das ist Wahnsinn. Wir plaudern über schöne Momente aus dem letzten Jahr, über das eben erlebte Abenteuer aus diesem Jahr und ich beschließe natürlich zeitgleich die Teilnahme im nächsten Jahr. Einmal P-Weg immer P-Weg! Wann ist endlich 2015?
Die 5 Stundenmarke habe ich übrigens um 2 Minuten und ein paar Zerquetschte knapp verpasst, aber dafür war auch nicht schon vor der Ziellinie „alle“. Gemessen an der Mittelstrecke im letzten Jahr, war ich im Schnitt sogar ein klitze kleines bissken schneller unterwegs. Schön, wenn man sich auch mal selbst überraschen kann.
Einen schöneren Saisonabschluss hätte et wirklich nicht geben können. Alle Beteiligten sind mit dem Herzen dabei und man braucht sich nicht mal anstrengen, um sich davon anstecken zu lassen. Zack, da bisse sofort im Bann!
Ich bin mir sicher, dass die Jungs, die den Film P-beWEGt ins Plettenberger Kino bringen, dat auch noch mal klar machen können! Hierfür durfte ich übrigens auch nochma ins Mikro plaudern. Nach den 2 Bier die ich vorher getankt hatte, bin ich jetzt allerdings nicht so sicher ob dat mit den sinnvollen Gedanken und der klaren Aussprache allet so geklappt hat :D
Vielen Dank für das wahnsinnig p-hantastische Wochenende und an all die Menschen die et so toll und lecker gemacht haben! Und herzlichen Glückwunsch an alle P-Weg-Bezwinger!!
Berichtesammlung P-Weg
Fotos Süderländer Tageblatt
Blog 2013
Fotos: Privat, Rapaela Schröter, Sportograf, Christian Siepmann, Martin Ratter, Süderländer Tageblatt
Hallo Jule,
ich muss sagen dein Bericht gefällt mir dieses Jahr wieder sehr sehr gut! (-:
Beim Lesen habe ich selbst Gänsehaut bekommen. Man kann deine Emotionen richtig mit erleben.
Auch noch mal vielen Dank für das Interview, welches du eines meiner Teammitgliedern gegeben hast!
Schöne Grüße
Patrick
Vielen Dank für die liebe Rückmeldung, Patrick! Ich bin schon sehr gespannt auf eure bewegten Bilder und hoffe ich kann irgendwann auch in den Genuss kommen :-)
Der Teaser war ja schon super! Frohes Schaffen und eine schöne Woche! :-)
Jule
Hallo Jule, cooler Blog. Sehr wortakrobatisch. Schön, dass es Dir gefallen hat. Bis nächstes Jahr.
Schöne Grüsse Carsten
Lieber Carsten, das freut mich zu lesen :-) Ihr macht halt nen geilen Job! :-)
Vielen Dank! Ich zähle schon rückwärts :-)
Moin Jule,
you are quite simply the best, the very best! Congrats on both, your race and the blog about it!
Well worth reading, great fun! Htsy soon!
Hallo Jule,
nach der Transalp dieses Jahr bei der wir ein paar mal nebeneinander hergefahren sind und ein bisschen gequtscht haben, hatte ich eigentlich keine Lust mehr Rennen zu fahren.
Man denke an die zweite und letzte Etappe!
Wenn ich mir Deine Rennberichte so durchlese kommt die Lust so langsam wieder…
Vielen Dank dafür :-))
Viele Grüße
Martin
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