Chaos hält weiter Einzug ins Renngeschehen. Nach dem Köpper in Willingen verlief die Folgewoche prima. Bissken müde – aber meine Hülle war ja schließlich auch mit Heilen beschäftigt. Bis zum WE sollte aber wieder allet takko sein. Schließlich wartete ein krönender Wochenabschluss: Ein Geburtstagsrennen. Nichts eignet sich dazu besser als 80 Kilometer feinste Pisten-Symphonie bei Sonne um die 20 Grad, durch und über das wunderschöne Rheintal! Der Canyon Rhein Hunsrück Marathon versprach beste Bedingungen (Bericht zur Veranstaltung von “damals”).
Sogar der Kiefer hat sich nicht lumpen lassen und Müsli musste zur Wochenmitte nicht mehr zermümmelt, sondern konnte wieder behutsam zermalmt werden. Schließlich steht der Rennmodus auch auf Repeat. Außerdem is ja auch allet Vorbereitung für die Transalp.
Transalp, Transalp, TRANSALP! Diesmal sogar die Übernachtung, denn ich durfte bei einer waschechten Transalpsiegerin gastieren und die Etappenrennen-Expertin mit Fragen bombardieren! Und wenn Katrin so von der Transalp berichtet und schwärmt und die Augen beim Rückblick auf 2011 so funkeln, dann kann man sich fast gar nicht vorstellen, dass es auch anstrengend werden könnte. Wird’s aber, hat sie mir verraten – ist aber wohl auch kein Geheimnis.
Aufgrund der Transalp und der Folgeschäden der Vorwoche meldete ich in Rhens auf langen Kuschelrock anstatt mittellangen Punkrock um und machte einen auf ruhig. Unmittelbar nach dem Startschuss meinte der Dirigent des Tages aber dat selbst Kuschelrock noch nen Takt zu hoch gegriffen is. Et folgte Ballade ‘n Soul statt Kuschel Rock ‘n Roll. Puls hundertachtzig, Beine null, Tempo Grundlage. Nix neues für die ersten 15 Kilometer nach dem Start, also wartete ich auf Kilometer 16, 17, 18, … 25 … Die gewohnte Spätzündung zündete aber nicht – boah, voll anstrengend allet. Selbst runner wars nen Trauerspiel. Ich nenne es mal Schotterschiss :D Wohl ein psychischer Schaden aus Willingen, der aber therapiert werden kann – ich spreche aus Erfahrung.
Hin und wieder hielt ich für ein kurzes Päusken, um ne unfreiwillige Abstiegsgefahr zu eliminieren. Federgabel-Fisimatenten! Prima! Der Zug vom Lockout-Hebel verlor die Fassung und ließ sich auf ein Tächtelmächtel mit dem Vorderrad ein. Ich hätte die Sache mit dem Kuschelrock vielleicht nicht so laut sagen sollen und war auch kurz davor die Fassung zu verlieren. Nach dem dritten missglückten Reparaturversuch blieb die Gabel dann starr vor Angst. Meiner Angst natürlich. An der nächsten Streckenteilung verweilte ich dann auf ein kurzes mentales Vor- und Nachteile-Brainstorming “Weiterfahren oder Abkürzen” und fuhr trotz prall gefüllter Kontraseite weiter auf der langen Runde. Quälen für den Transalpfrieden. Den sagenhaften Panoramaausblick über das Rheintal auf der Streckenmitte konservierte ich mir für die restlichen Kilometer bis zur Ziellinie. Auf den Anblick hatte ich mich schon die ganze Zeit gefreut. Watt ein geiles Pflaster für die Seele!
Die Ballade endete dann nach 80 Kilometern in “Irgendwatt is faul-Moll“
Am Abend offenbarte sich mir dann auch die komplette faule Symphonie. Wer zum Teufel ist die Trulla mit den Zahnschmerzen da im Spiegel?! Krasse Optik mit den dicken Backen! Synchrone Körperbewegungen ließen mich dann erahnen, dass sich die krasse Optik wohl in meinem Gesicht befindet. Sturzfolgen?!? JETZT NOCH?!?! HÄ??? Die Kieferprellung war doch so gut wie weg – warum wird der Kollege JETZT dick?! Weder am, noch im Kopp konnte ich ne Erklärung für den Gesichts-Hamster finden und beschloss, dat et dann wohl der bekannte „Spass inne Backen sein“ muss. Etwas verspätet, aber gut.
Kühlpads anne Backen … Koppschmerzen … Liegen auf der Couch … noch mehr Koppschmerzen … noch mehr Liegen …noch mehr Backen. Wird schon werden. Ne ich muss nicht zum Arzt. Kurz vor ner Explosion doch noch mal schnell in die Notaufnahme. „Kommen Sie morgen wieder“, sagt die Schwester und vermittelte mir ein nettes „Stellen Sie sich mal nicht so an – Gefühl“. Zurecht, wo ich ja für jede Kleinigkeit gleich zum Arzt renne … nicht …! Sprachlos war ich da, aber böse gucken ging noch prima – mit den Backen aber sicherlich nicht mehr ganz so angsteinflößend :D.
Ich hegte also Hoffnung, die Nacht ohne eine Explosion meiner Birne überleben zu können. Es folgte ne dicke Nacht – ich überlebte. Am Morgen keine Backen und kein Hals mehr, statt dessen ein nahtloser Übergang vom Kopp zur Schulter?! Mit meinem „Fatsuit-Hamster-Hat“ besuchte ich am Morgen einen HNO umme Ecke, zur Blutabnahme meinen Tierarzt Hausarzt und der schickte mich mit meinem diffusem Krankheitsbild in Kombi mit dem Sturz, wiederum noch mal zum Check ins Krankenaus. Es war ein interessanter Vormittag mit allerlei interessanten Meinungen. Alle spekulierten am Ende auf das gleiche: keine traumatischen Sturzfolgen, dafür ne Runde Mumps. MUMPS?!? Ich?!?!? Absurder Zufall. Am Ende vom Ende war es laut Blutbild aber doch kein Mumps-Virus und eine genaue Virus-Diagnose blieb aus.
Egal watt meinem Kopp die zwei Airbags (gar nicht so verkehrt zum Biken :D) beschert hat und mich ne Woche ausgeknockt hat: et war nicht schön, aber et is wieder weg! Ich muss nicht mehr vermumpst das Haus verlassen :D Und klar ist zumindest auch, warum das Rennen lief, wie es lief.
Mal sehen welche Katastrophen und Epidemien am kommenden Wochenende in Erndtebrück oder gar bei der Transalp warten. Ich bin schon ganz gespannt und kann et kaum erwarten die Ärzte vor neue Herausforderungen zu stellen … :D
Ach Jule, ich wusste ja gar nicht, dass ich jahrelang unterbewusst nach einem Wort (gar nach einem Phänomen) gesucht habe. Bis ich es gerade las… “Schotterschiss”! Das isset!! :D
Prima! Dann kann dein Unterbewusstsein nun ruhen :D