Gesundheit und Spaß stehen an erster Stelle. Der Rest ist Bonus.
Das weiß ich seit der Saison 2012. Leider habe ich über 2011 keinen Saisonrückblick geschrieben – da bin ich nach den Rennen gleich in meine Abschlussprüfung gestartet und hatte anderes im Sinn. Das Jahr war aber der Oberknaller für mich. Die Saison hat nicht nur Spaß gemacht, sondern war auch überraschend recht erfolgreich.
Nicht zuletzt, hat die Saison deswegen wahrscheinlich auch so viel Spaß gemacht. Der Schnelldurchlauf: 15 Rennen, davon 11 mal auf dem Treppchen (in meiner Altersklasse) – sechs mal auf dem Obersten. 2 Rennen konnte ich nicht beenden und in Willingen war nur Platz 11 drin. An die Bilanz wollte ich anknüpfen und das verlangte eine gute Planung über den Winter, denn die Prüfung im Februar saß mir im Nacken. Neben der ganzen Lernerei, Arbeit, Weihnachtsstress, Jahreswechsel und wieder Lernerei, wollten die Tage, von vorne bis hinten und bis auf die letzte Minute durchgeplant sein, um auch noch Platz für dich wichtigen Dinge zu haben, dazwischen dann eben mal Training. Aber es hat ja alles prima geklappt. Fast.
Die Abschlussprüfung kam endlich und ging auch erfolgreich. Die Aufnahme ins Premium Nutrixxion MTB Team war ein tolle Motivation und mein persönliches i-Tüpfelchen, nach dem harten und stressigen Winter. Ich hatte endlich auch ein Auto und die Möglichkeit frei zu planen. Mein großes Ziel war die Teilnahme an der Marathon-DM in Singen im Mai und auf der Cross-Country-Piste wollte ich mich 2012 auch mal wieder versuchen. Ich war total motiviert und konnte die Saison kaum Abwarten.
Abwarten, musste ich dann aber nicht nur einmal.
Als ich endlich richtig starten wollte, musste ich gegen meinen hohen Eisenspiegel kämpfen und Ende Februar zum Aderlass. Danach war dann zwar der Eisenspiegel reguliert, aber mein Immunsystem wohl hinüber. Auch wenn mein Arzt sagt, dass die Bronchitiswelle, die danach folgte, nichts mit dem Aderlass zu tun gehabt hat – ich glaube das nicht. Februar und März waren dann sehr dürftig – die meiste Zeit war ich krank. Ende März konnte ich endlich zur Leistungsdiagnostik, bei der ich fast vom Rad gekippt bin. Das einzige Ergebnis war: nicht gesund. Die DM platzte schon mal.
Bis Ende April konnte ich dann etwas trainieren und startete zum Test beim Kellerwaldmarathon in meine Rennsaison. Auf der Kurzstrecke kam ich immerhin in der Gesamtwertung als vierte ins Ziel und konnte meine Altersklasse sogar gewinnen. Die Belastung war allerdings echt heftig und meine Verfassung danach eher bedenklich :D. Eine Oberschenkelzerrung habe ich eine Woche später noch mit nach Sundern genommen. Dazu noch ein verstauchtes Handgelenk, eine Oberschenkelprellung auf der anderen Seite durch einen Trainingsunfall und ein gebrochenes Herz. Das Sundern eine Katastrophe würde, war klar – ich konnte es trotzdem nicht lassen. Das war nicht so schlau. Mach ich nicht noch mal! :D
Im Mai ging es dann kurzfristig mit Freunden in den Elsass zum “Biken mit Federweg” und es war wirklich eine grandiose Zeit mit tollen neuen Erfahrungen und Erkenntnissen im Bergab- aber auch Bergauffahren. Den Blog dazu, lese ich immer wieder mit Freude und mittlerweile auch wieder mit Vorfreude: Pfingsten ist es wieder so weit! Die Baggy Pants sind in Produktion! :D
Im Juni gab es noch einen Ausflug! 3 Mädels, ein Fotograf, 4 Bikes, eine 4x-Line, viele Klamotten, und ein Nachmittag zum Testen. Zusammen mit Lea und Kiona (Schleifenbaum-Racing), durfte ich Kleidung und Protektoren (Sombrio, Scott, ixs, o`Neal) testen. Auf der EDG-Halde in Dortmund, wurde alles genau unter die Lupe genommen und auf der Race-Line getestet. MTB-Gravity-Klamotten vs. Marathon und XC Spandex!
Rennen bin ich dann auch erst im Juni wieder gefahren. Ohne Ambitionen und Ansprüche an mich selbst. Aber so schlecht liefen sie dann gar nicht. Ein Highlight für mich war vor allem der Marathon in Rhens – Die Veranstaltung war einfach toll und wird mir in sehr guter Erinnerung bleiben. Das Festival in Willingen war eigentlich total Unsinnig ohne Schlaf, aber dabei sein ist alles. Mit dem Spessart Bike Marathon hatte ich noch eine Rechnung offen – hier war mir im Vorjahr, kurz nach dem Start, das Schaltwerk abgerissen. Das Rennen wollte ich zumindest noch zu Ende fahren. Ich plante die 2. Saisonhälfte und freute mich auf ein paar Rennen, zum Ende der Saison. Aber auch hier kam es dann anders.
Juli, August und September gingen dann zunächst mit diversen Prellungen und Verstauchungen ins Land. Eine interessante und neue Erfahrung war auch der Goldsprint in Rüttenscheid. 500 Meter-Sprint auf der Rolle – purer Schmerz!! :D Dann kam die Bronchitis doppelt und dreifach zurück, nachher mit einer Spastik der Bronchien und Belastungsasthma. Kein Ende in Sicht. Kehlkopfentzündung, wieder Bronchitis und schließlich eine leichte Lungenentzündung. Zu allem Überfluss , entzündete sich nachher auch noch eine Sturzwunde. Irgendwann war jeder Gedanke ans Radfahren auch egal. Ich wollte nur gesund sein. Es gab kiloweise Antibiotikum und diverse andere Chemiekeulen. Meine Lunge wurde geröntgt und ein CT wurde auch gemacht. Ursachenforschung – Nichts half. Am Ende war es wahrscheinlich einfach die Zeit.
Neben dem Radfahren blieb jedenfalls auch viel Zeit für andere Dinge und wenn man sich davon frei macht, jetzt und unbedingt und sofort gesund sein zu müssen, ist man auch deutlich entspannter. Blablabla :D Es ist scheiße krank zu sein – aber es stimmt trotzdem: Man muss es nehmen wie es kommt. *Wie einfach sich das schreibt, wenn man gesund ist :D
Entwicklungsarbeit für den Verein, Netzwerken, Radsportpromo, Ideen spinnen und Konzepte schnüren macht auch Spaß. Und wenn sich die Arbeit und Mühe auch noch lohnt und man sieht, wie das ein oder andere funktioniert, dann ist es wirklich die pure Freude!
Mitte September war ich dann gesund und konnte wieder aufs Rad. Aber die Saison war ja quasi vorbei. Ich wollte auch nichts mehr riskieren. Ein weiterer Infekt hätte mich in den Wahnsinn getrieben und darum strich ich präventiv und etwas panisch, auch die letzten Rennen aus der Planung.
Dann kam aber Oktober, ich war schon 3 Wochen gesund und hatte längst vergessen wie es ist krank zu sein :D Und es kam der Münsterlandgiro – das letzte Rennradrennen des Jahres. Wahrscheinlich war es nicht vernünftig, aber ich hatte noch spontan den Entschluss gefasst an den Start zu gehen. Ich hatte ein gutes Gefühl, aber trotzdem große Zweifel. Und Angst vor Stürzen. Wie beknackt man ist - echt unglaublich :D
Am Ende sollte ich aber nichts bereuen. Es war ein absolut toller Tag – und es lief auch noch hervorragend. Und dann kam, was kommen musste. Das letzte Rennen konnte ja kein Rennradrennen sein und so fand ich mich 5 Tage später noch beim Langenbergmarathon auf dem MTB wieder. Nur so zum Spaß und auch weniger erfolgreich, aber dafür mehr als zufrieden und vor allem glücklich und gesund.
Gesundheit und Spaß stehen halt an erster Stelle. Der Rest ist Bonus ;-)
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Ein Schöner Rückblick, nicht schön was die Gesundheit angeht, halt vom schreiben her. Meine liest sich so; im Winter trainiert wie ein Berserker, dann kam Katjas Tod und seid dem nur noch Frust und die frage, wofür mache ich das alles eigentlcih!? Seid dem keine Freude mehr am fahren und nur noch auf der suche nach jener welcher! Mit Beruf, Familie (Frau und Kind) und einem 750h Trainingsplan bin ich mehr als an meine Grenzen gegangen! Den Ötzi für Katja gefahren, leider langsamer als das Jahr davor und der Frust wurde noch größer! Habe seid dem das Rad fat gar nicht mehr angefasst und statt dessen auf Familie gemacht. Im Winter viel Krafttraining und Laufband und jetzt merke ich das meine Gurundlage weg ist. Habe mich zur Motivation wieder zum Ötzi angemeldet und, Oh Wunder, sogar einen Startplatz bekommen. Ich werde meine beiden Frauen mit nehmen und das ist jetzt Motivation genug um an meiner Grundlage zu arbeiten! Dir viel Erfolg im Neuen Team und dem Geilen Bike!
Du bist doch ein Radfahrer im Herzen, da kommt die Freude immer wieder – man darf das alles aber auch nicht zu ernst nehmen. Gesundheit und Spaß sollten immer an erster Stelle stehen – da ist die Freude ganz automatisch da, auch wenn sie sich manchmal etwas versteckt. Bleib gesund und fröhlich bei der Sache, dann bist du auch erfolgreich, egal wie das Ergebnis oder die Zeiten bei irgendwelchen Rennen sind. Wir sehen uns! :-)
Wirklich schöner Jahresrückblick- das Motto finde ich auch absolut angebracht- bei mir ist das Radfahren eine reine Entspannungs- und Gesundheitsfrage und der Rest ist natürlich Bonus. Für mich hat das letzte Jahr kein besonders gutes Ende genommen und der Jahresanfang ist auch sehr bescheiden- aber wie Du schreibst- nehmen wie es kommt und das Beste daraus machen. Für dieses Jahr wünsche ich Dir viel Erfolg und Spass mit der neuen Maschine :-)
Wenn man sich das mit dem Bonus klar macht, dann weiß man das alles auch sehr zu schätzen !
Und schön, dass du optimistisch bist!
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