Das Zugpferd!

Das Zugpferd ist eine seltene, aber sich immer weiter verbreitende Spezies! Man trifft es nicht etwa am Bahnhof und auch nicht im Stall oder ruhig auf einer Weide und es fährt auch nicht auf Schienen! Es ist genügsam und hilfsbereit und es steht gern im Wind. Es macht sich gern groß, um andere in den Schatten zu stellen, aber würde sich selbst niemals ins Rampenlicht drängen. Es erträgt selbstlos Schmerzen um sie für andere zu mildern und trägt Lasten um andere zu erleichtern. Es lässt in schweren Situationen ein lautes Feuerwerk an Motivation ab und ist ganz still wenn es um Ruhm und Ehre geht. Wenn es Schwierig wird, hat es Kraft für zwei! Und es ist so bescheiden!

Das klingt alles toll! Welch heldenhafte Eigenschaften! Doch liebes Zugpferd, wo gehörst du eigentlich hin? In ein Profi-Straßenrennen? Ins Paarzeitfahren? In einen MTB-Marathon? In Jedermann-Veranstaltungen? Und in welcher Wertung fühlst du dich wohl??? Eigentlich gehörst du ja in die Teamwertung, aber man findet dich immer öfter in der Einzelwertung und dann nicht mal unter deinem Namen!

*** ICH MÖCHTE BETONEN, DASS IM FOLGENDEN NIEMAND AUS DEM TEAM GEMEINT IST UND ES UM NIEMANDEN DIRKET GEHT!! ALLGEMEINE PROBLEMATIK. ***

So, jetzt noch schnell die Kurve kriegen, bevor mir niemand mehr folgen kann :D
Aktueller Anlass zu diesen Zeilen ist vor allem der Münsterlandgiro, aber auch in MTB-Marathonrennen kann man manchmal Zugpferde beobachten (wobei der Zugpferdertrag im Straßenrennen wohl erheblich höher ist, als im Gelände – allein durch die Geschwindigkeiten). Wenn man es mal bildlich nimmt, könnte man auch sagen: Ich war am Mittwoch im Zoo!

Mir ist schon klar, dass man im Rennen mit seinem Team zusammenarbeitet, denn so funktionieren Radrennen ja auch. Die richtige Taktik, in der richtigen Minute. Die richtige Lücke im Feld, zum rechten Moment und dann zur rechten Zeit eine Portion Windschatten, um sich einen Vorsprung zu verschaffen. Auch das Abschirmen der Konkurrenz entscheidet schnell mal über Sieg oder Niederlage! Im Straßen(Jedermann)rennen spielen so viele Faktoren eine Rolle, da reicht eine gute Form allein meist auch nicht aus. Als Einzelstarter sollte man aber auch mal selbst im Rennen die Zügel in die Hand nehmen und für seinen Erfolg (mit)arbeiten – oder sehe ich das falsch?!

Am Mittwoch konnte man sehr gut beobachten, wie einige aus dem Rennen ein Paarzeitfahren im Mixteam machten (diese Wertung gibt es aber nicht!!). Ein starker Mann vorne, der den Weg frei macht und die Frau dahinter im Windschatten. Scheint wohl ein gängiges Unterfangen in einem gemischten Feld, was ich aber irgendwie teilweise, aber nicht so ganz verstehen kann.

Im Windschatten ausruhen und mitrollen, ist als Frau in einem Männerfeld nicht dramatisch (und ja sogar notwendig – wenn man nicht gerade Olympiaform hat), äh, als Mann natürlich auch nicht! Aber wenn man die Kraft noch hat, kann man doch auch mitarbeiten (?). Oder ist das Durchhalten auch/schon mitarbeiten, weil trampeln muss ja jeder für sich? Denn dafür braucht man als Frau ja auch ne gute Form, hinter so einem starken Zugpferd! Und für die gute Form hat man, nein frau ja auch ne Menge trainiert. Und das Zugpferd gibt ja auch immer ein Tempo vor, welches die Reiterin an ihre Grenzen bringt, die Sie auch so erreichen würde, dabei aber nicht so schnell wäre, weil der Windschatten nicht da wäre … hä? Ja!

Dass man als mittelmäßig starke Frau größere Chancen hat „vorne“ mitzuspielen, als ein starker Mann, ist bei der verhältnismäßig kleinen Zahl an Mädels, im Gegensatz zu den vielen Herren im Feld, auch logisch. Aber ist das ein Freifahrtlasso zum „schummeln“?

Ich finde übrigens „für jemanden fahren“ ist auch noch ein Unterschied zu „mit jemandem fahren“. Das erste ist Zugpferddoping, das zweite Teamwork (sofern man auch ein Team ist). Helfer dabei zu haben ist ja gut und fair. Schön wenn man welche hat! :-)

Also ich spreche hier von den absoluten Härtefällen(nicht das sich jemand angegriffen fühlt <3)! Diese Härtefälle gibt es und die sind auch stolz darauf. Das konnte ich in einem persönlichen Gespräch herausfinden. Sich dauerhaft und komplett von vorne bis hinten durcheskortieren zu lassen – fänd ich persönlich -  jetzt nicht so prall.
Ist das Sport? Sportlich? Fair? Erlaubt?! Kann man darauf dann am Ende stolz sein? Ich finde das könnte ruhig mal diskutiert werden.

Am Ende soll es ja Spaß machen und das tut es! Mir jedenfalls :-)

Kommentare (7) Schreibe einen Kommentar

  1. Die Problematik bei Jedermann-Rennradrennen ist, dass die Männer ihr eigenes Rennen fahren, alles völlig in Ordnung mit Team, ohne Team, egal. Das Rennradfahren lebt von der Taktik (Windschatten und Windkante und, und, und). Die Damen im Feld fahren zwar das gleiche Rennen, aber in einer Parellelwelt. Da kann man als Dame zunächst mal nix für, es gibt erst einmal keine Regeln, die dagegen sprechen. Dennoch: Neben dem normalen Männer-Renngeschehen mit einzelnen Damen darin, die die Gruppen nutzen, wie andere männliche Teilnehmer auch, gibt es zusätzlich das gezielte Mixed-Paarzeitfahren. (Das ist ein generelles Wertungs-Paradoxon des Jedermann-Rennrad-Rennens, mit dem man Leben muss.)
    Offensichtlicher wird die Problematik wahrscheinlich beim MTB-Marathon. Da ist es gegen das Reglement, dafür hat es bei der DM schon Disqualifikation gegeben. Das ist vom Charakter her ein schweres Einzel-Bergzeitfahren, in dem es erlaubt ist, die natürliche Gruppendynamik zu nutzen. Jedoch einen stärkeren Herren gezielt als Pacemaker einzusetzen, ist hier definitiv nicht fair. Ein MTB-Marathon ist kein Teamwettbewerb, sondern ein Einzel-Wettbewerb für Frauen einerseits und für Männer einerseits. Aus meinen Erfahrungen bei der Transalp weiß ich, dass bei einem MTB-Marathon das Profitieren des Mixed-Faktors je nach Strecke gut und gerne 10 bis 30 Minuten ausmachen kann. (Gemessen Mixed-Team vs. Damen-Team auf gleichem Niveau). Da hat ein Pacemaker bei einem Einzel-MTB-Marathon einfach nichts zu suchen. Und wenn dann im Einzel-MTB-MA vor meiner Nase der Kommissar vom BDR das erfolgreiche Mixed-Team unmittelbar vor mir am Zielstrich abnickt, bin ich eben angefressen, und ich meine, zu Recht.

  2. Kommentar zu meinem eigenen Kommentar:
    Aber Hauptsache ich halte mich als Lizenzfahrer an die Regeln. Und Hauptsache, der MTB-Marathon war beim BDR angemeldet. Rechte habe ich aber anscheinend dafür nicht.

  3. Passend dazu habe ich gerade das hier auf einer Webseite von einem Rennteam gefunden:
    “Mit Teamwork zum Sieg. Ehemann **Name entfernt**, 146ter Gesamt/55ter Kat., in Helferdiensten für **Name entfernt**, spannt sich vor im Wind, mit Erfolg!”

    Ich habe sowas schon öfter bei MTB Marathons beobachtet und finde das wirklich arm und unfair, aber wer’s unbedingt braucht….gibt wichtigere Dinge über die man sich aufregen kann.
    Mit den daraus gewonnenen Minuten verdient doch sicherlich keiner von denen Geld. Und Ruhm und Ehre schon mal gar nicht ;-)

  4. Warum machst Du denn die Namen weg ?
    Wer so was öffentlich auf eine Webseite schreibt, sollte damit leben, wenn s verbreitet wird.

    Ich hab die Zugpferdnummer im MTB noch nie beobachtet ( hab aber auch nicht drauf geachtet). Ist das auf großen Wettkämpfen denn schon so verbreitet ?

  5. Hallo zusammen, fühlen uns nicht angegriffen, möchten das Thema kurz aufgreifen.
    Wo ist der Unterschied als Rennfahrer, egal ob männlich oder weiblich, in einem Rennen im Windschatten einer Gruppe oder des Teamkollegen, in diesem Fall der Ehemann, zu fahren.
    Entscheidend ist doch, dass nicht regelwiedrig unterstützt wird, schieben etc.
    So lange das nicht der Fall ist, sollte es keinen Raum für Einwände geben oder?!

  6. Ich möchte nur kurz einwerfen, dass es hier 2 “jule” gibt und die Kommentare hier nicht von der Blogbetreiberin kommen. :-)

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