… ist absolut genial. Das Komplettpaket der knappen Woche über Pfingsten, hat den Bike-Kurzurlaub wohl perfekt gemacht. Viele aufgeschlossene, beherzte und bikeverrückte Menschen, grandioses Wetter, eine fantastische Landschaft mit vielen Höhenmetern, ein üppiges Ferienhaus (oder auch „die Base“, DAS Hauptquartier) mit riesen Terrasse und großem Garten, französische Cuisine und zum ersten mal Bikes mit ordentlich Federweg. Es waren wirklich spannende Tage! Ich bin so froh, dass ich dabei sein durfte!
Unweit vor Pfingsten hat Doro mich gefragt (danke!) ob ich nicht Lust hätte, mit nach Frankreich in den Elsass zu kommen. (RSC) Markus samt Familie und Freunden seien jedes Jahr zum Downhill fahren dort und es sein noch ein Bett frei. Da musste ich nicht lang überlegen. Aber Moment mal? Downhill?? Das sind doch diese verrückten, die sich in Vollprotektoren auf ihren Fullys die Hänge hinunter stürzen?!? Okay, das schreit nach Prellungen, Schürfwunden und 200er Puls! Bergab! Aber auch nach, viel Spaß, neuen Leuten und viel Abenteuer in den Vogesen, im schönen Frankreich. Also nix wie los!
Ich war noch nie im Bikeurlaub, Trainingslager oder ähnlichem. Aber Vorstellungen hatte ich natürlich schon jede Menge. Biken im Elsass … da läuft bei mir sofort ein Film ab. Ein idyllisches Ferienhaus mit großem Garten, ein Bächlein, wunderschönes Wetter, warme Sonne auf der Haut. Ich kann da sogar schon die Luft riechen! Nach einer ausgiebigen Biketour im Garten, in der Wiese chillen, mit Käsebrett und einheimischen Späzialitäten, Weißweinschorle und die letzten Sonnenstrahlen bei einem guten Gespräch genießen. Herrliche Vorstellung oder?
Als ich Doro während unserer Anreise von meinen Traumvorstellungen erzählte, war alles was Sie dazu zu sagen hatte „Ja genau! Genau so ist es da“. WAAAAS???? Wir fahren ins Paradies!!!!
Nach nicht ganz 6 Stunden Anfahrt sind wir in Metzeral angekommen und ich konnte mich selbst davon Überzeugen. Leute, das Paradies liegt quasi vor der Haustür (nach meinen Ansprüchen jedenfalls)! Hier ein kleiner Einblick:
Nach der Ankunft wurden wir gleich von Markus in Empfang genommen und nach dem Kennenlernen mit Frau Kirsten und Tochter Charlotte (meine Zimmerkumpelin), wurden beim Abendsnack noch mal die schönsten Knochenbrüche und Krankenhausgeschichten ausgepackt. Gesegnete Nachruhe! Nochmal Öl ins Panikfeuer gießen, bevor es am Morgen auf die erste (Downhill)Piste gehen sollte!
Der Erstkontakt mit dem Fully war dann aber super. Markus hat uns noch zum Thema Gabel absenken und blockieren eingewiesen, die Knieschoner wurden am Bike befestigt und so ging es auf die erste Tour. Abfahrspezialistin Kirsten, führte Doro und mich zum ersten Trail – den Schnäpfenried. Erstmal wurde über Ängste gesprochen und Kirsten packte ihren Erfahrungsschatz aus. Begeistert über die Wippe unter meinem Hintern, strömte schon die erste Adrenalinwelle durch meinen Körper, ohne dass die Reifen überhaupt ein Stück Gelände gesehen hatten.
Die Anfahrt durch den Wald hatte ca. 630 Höhenmeter auf 25 kieseligen Kilometern. Leute, ich kann euch sagen, das Bergauffahren dort ist ein absoluter Traum, denn man wird absolut belohnt!! Erst mit einem wunderschönen Ausblick und dann mit einer fantastischen Abfahrt. Ich weiß nicht was in dieser ersten Abfahrt passiert ist, aber der pure Wahnsinn war zu Besuch. Es lief! Ich fahre generell nicht gut ab, aber diese Abfahrt lag mir irgendwie. Vielleicht lag das auch am Namen :D. Der Trail war eher schnell, als technisch, aber einige nette Stellen waren zu meistern. Schmeißt die Hardtails weg! Wir brauchen Platz für Federweg!!! Technisches Können wird völlig überbewertet ;-) Wahnsinn, was man mit so einer Geländemaschine alles hinunter fahren kann … und wie schnell … und wie viel Adrenalin dabei ausgeschüttet wird und wie das kribbelt … und … … …
Die Mädelsrunde bot dann auch noch genügend Platz um ein paar Schlüsselstellen aufzuschließen. So konnten wir es nach ein paar Versuchen am Ende alle mit einer steilen Linkskehre aufnehmen!
Nach der ersten Tour war klar: ca. 15 Minuten Downhillgenuss bedeuten erstmal ca. 1,5h Uphill, bei 6-12% durchschnittlicher Steigung, mit 14 Kilo Fahrrad, auf losem Boden. Aber es lohnt sich! WIRKLICH!
Im Verlauf der Tage machten wir dann noch Bekanntschaft mit Trails von ganz anderem Kaliber! Dicke Steine und Felsbrocken zwischen losem Geröll und noch mehr Steinen. Rauf, wie runter. Dazu auch gerne mal ausgewaschne Wurzeln in Hanglage. Ab und zu auch einseitig, schluchtähnliche Gebilde, bei einem doch eher schmalen Weg. Diese groben Steine waren nicht so meins – darum habe ich mich bei diesen Abfahrten darum gekümmert, dass die anderen genügend Erholungspausen einlegen. Auf dem Bild ist ein Trailstück von dem Anstieg zum Hohneck zu sehen. Dort wollten wir rauf! Wollten …?
An zwei Tagen waren Doro, Ano und ich auf dem Rennrad unterwegs. Wer sich auf solche Touren vorbereitet, denkt vielleicht auch mal daran, sich über eine passende Übersetzung Gedanken zu machen. Im ersten Anstieg viel es mir dann auch auf. Mit der 53/39er-Kurbel und einer 11/25er-Kassette sollten meine Beine noch richtig Spaß bekommen! Nach dem Petit Ballon (1163 hm) waren meine Oberschenkel auch etwas petit Ballon! Nach dem zweiten Anstieg zum Col du Platzerwasel (1193 hm) und unweit von unserem Traumhaus mit Sonnendeck, wollte ich Doro und Ano dann lieber verlassen, aber es sollte nur noch wellig über die Route des Crêtes gehen und schließlich Col de la Schlucht runter. Welch Glück, dass ich nicht umgekehrt bin. Die Route des Crêtes ist wirklich toll. Abgesehen von den Motoradfahrern, die uns regelmäßig aufzucken ließen, wirklich ein Genuss. Die wellige Straße über den Kamm bietet tolle Ausblicke bei Geschwindigkeiten bis zu 40 km/h im Grundlagenbereich! Die 12 Kilometer lange Abfahrt war die Krönung und leider viel zu schnell vorbei. Die Autos fahren dort übrigens zu langsam ab! Um die Beine locker zu fahren dann noch schnell den Col du Wettstein mit 882 Höhenmetern hoch. Fantastisch!!!
Nach einem weiteren Tag Downhill mit drei verschiedenen Touren, fuhren wir das Rennradprogramm dann noch mal anders herum. Nur leider ohne Doro und glücklicherweise ohne Petit Ballon unter den Reifen und somit auch in meinen Beinen. Ano wollte es am Col de la Schlucht wissen uns gab Gas. Ich legte eine Krafteinheit ein und kurbelte mich auf 53 Zähnen den Anstieg hinauf. Gleichmäßige lange Steigungen lassen sich wirklich klasse fahren!
Die lange MTB-Tour über Gaschney (1011 hm) zum Hohneck (mit 1.363 Höhenmetern der dritt höchste Berg der Vogesen! Da lag tatsächlich noch Schnee rum!), war auch ein richtiges Highlight und sozusagen unsere Königsetappe dieser tollen Woche. Leider auch die letzte. Der Aufstieg ist aufgrund seiner wechselnden Steigungen und Untergründe, an manchen Stellen wirklich ein Vergnügen gewesen. Oben angekommen, weiß man auf alle Fälle was man getan hat. Manche Abschnitte hatten schon die Anmutung von Radwandern. Mit dem Bike auf dem Rücken mussten schwierige (weil steil und blockig hinauf) Passagen auch mal zu Fuß bewältigt werden. Hier sind auch vernünftige MTB-Schuhe von Vorteil. Das waren aber eher Ausnahmen und wir schulten unsere Bergauf-Fahrkünste soweit es eben ging. Doro ging mit jeder Steilstelle ins Gericht und bezwang so gut wie jede schwierige Stelle zu Rad.
Vom Hohneck fuhren wir wellig über den Höhenweg zum Col d’Hahnenbrunnen auf 1186 hm. Hier machten wir Rast in der Ferme Auberge du Hahnenbrunnen (13 Rue Barthelsgut, 68380 Sondernach). Auf der sonnenseitigen Terrasse der Herberge wurde reichlich, lecker und günstig geschlemmt. Wirklich eine Empfehlung diese Hütte! Schaut mal vorbei, wenn ihr in der Gegend seid!
Mit vollgeschlagenen Bäuchen ging es dann rauf und runter Richtung Col du Platzerwasel (1193 hm). Auf dem Gipfel angekommen, wurden dann die Schoner noch mal Übergestriffen. Die letzte schnelle Abfahrt war noch mal ein Genuss. Teil davon noch einmal der Schnepfenried.
I <3 Schnepfenried!!! Fanshirts in Arbeit!
Wenn ich mich nicht vertan habe, waren es am Ende 8142 Höhenmeter auf gerade mal 302 Kilometern in 5 Tagen. Kein Ruhetag und die ganze Zeit Action. Für “mal locker” oder “Ruhe” war auch einfach keine Zeit – also zumindest wenn es ums Biken ging. Ich hätte am liebstan alles aufgesaugt!
Darüber hinaus wurde viel gefachsimpelt, geschlemmt und gelacht. Es war immer was los und irgendwer war immer zu Besuch. Sätze wie “bist du nicht die Jule mit dem Blog” haben mich übrigens auch sehr gefreut! Von Philipp (der mit dem Freeridehardtail tanzt) gab es eine interessante Nachhilfestunde in Sachen Freeride, Downhill, Fourcross und Enduro. Federwege, Übersetzungen, Anzahl der Gänge … Herrje! Ein Irrgarten an Disziplinen und Bikes! Mit der täglichen Videoanalyse der Aufzeichnungen von den Trails, war auch spätestens klar, welche Lektion als nächstes folgen musste! Der Freeride Bike-Knigge. Vorsicht und aufgepasst! Fashion ist alles! Sowohl beim Trek als auch am Körper! So waren wir am ersten Tag auch fälschlicher Weise noch in Lycra unterwegs. Fauxpas! Danke Markus. MTB-Tag zwei, sah dann schon ganz anders aus! Freeridegang mit Gravity-Charakter. Jetzt muss ich laut lachen :D.
Am Ende noch mal meine Liebeserklärung! Danke!!! Besonders an Markus und Kirsten, für die Herberge und die großzügige Bike-Leihgabe, die vielen Ratschläge und Hilfestellungen. Es hat unendlich viel Spaß gemacht mit euch. Ich kann es gar nicht oft genug sagen!! Ihr seid alle so fantastisch. Ne funktionierende Truppe ist Gold wert!
Hier noch weitere Impressionen (Tut mir leid, mein Foto-Plugin ist kaputt… ich kümmere mich darum …) Erstmal ein paar Leckereien:
Und was wir sonst noch so gemacht haben:
Die Touren im Überblick:
Freitag 25.5 – Downhill 4h (1180hm / 47km)
Tour 1 Schnepfenried (Anfahrt Wald) – 630 hm / 25 km
Tour 2 Schnepfenried (Anfahrt Straße) – 550 hm / 22 km
Tour 3 1h RR im Tal
Samstag 26.5 – Rennrad 4h (2100hm / 90km)
Petit Ballon (1163 hm)
Sondernach runter
Col du Platzerwasel (1193 hm)
Route des Crêtes
Col de la Schlucht (1138 hm) runter
Col du Wettstein (882 hm)
Sonntag 27.5 – Downhill 4h30min (2300hm / 50km)
Tour 1 Lac de l’Altenweiher
Tour 2 Gaschney
Tour 3 Eselstrail
Montag 28.5 – Rennrad 2h50min (1300 hm / 70km)
Col du Wettstein (882 m) (über Hohrodberg)
Col de la Schlucht (1138 hm)
Route des Crêtes
Col du Platzerwasel (1193 m)
Dienstag 29.5 – MTB 4h (1262hm / 45km)
Gaschney (1011 hm)
Hohneck (1.363 hm)
Höhenweg
Col d’Hahnenbrunnen (1186 hm)
Col du Platzerwasel (1193 hm)
Ein sehr schöner Bericht Jule. Da bekommt man direkt lust sich aufs Bike zu schwingen und los zu Düsen. :-) Ich weiß schon wo ich jetzt mal in den Urlaub hin will. ;-)
Wirklich ein schöner Bericht :)
Kann mich Flo nur anschließen.
Du schreibst… so schön!
Jule ist nicht nur eine prima Bloggerin,sondern auch eine ganz tolle Mitbewohnerin mit der es immer was zu lachen gibt.
@Jule
Wer so schön schreibt, darf nächstes Jahr auch ohne Casting ins Haus ;))
Markus hat gefragt, ob wir 2013 nicht mit wollen… ;)
und was hast du geantwortet??? :D
Vor dem Lesen von Deinem Beitrag ein entschiedenes Vielleicht.
Danach standen nur noch Ja oder Ja zur Verfügung.
Wir müssen jetzt mal die Logistik klären (Unterkunft, Enduros (wir haben nur All-Mountains und in Whistler den Unterschied gemerkt!)) und ob die Reisekasse noch erlaubt. Aber das sind nur Details.
Ich sach ma: wir sehen uns im Elsass!
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