Das Rennen war wirklich eine große Überraschung für mich. Ich hatte mit dem schlimmsten gerechnet, aber dann kam es doch etwas anders.
Früher Vogel und so:
Um 5.45h starteten Daniel und ich auf die Abenteuerreise „Kellerwald Bike Marathon“. 300 Kilometer nach Hessen um 40 Kilometer radzufahren. Leicht bescheuert klingt das ja schon! Ist es aber nicht, wenn man mag was man tut. Der Drops war auch schnell gelutscht. Die Autobahn gehörte uns allein! Sehr kurzweilig gestaltete sich die Fahrt, nicht zuletzt wg. dem ermunternden Radioprogramm.
Angekommen:
In Gilserberg tobte schon das MTB-Leben. Ich glaube durch den Marathon ist dort einmal im Jahr Ausnahmezustand und in diesem Jahr auch noch ein neuer Teilnehmerrekord! 916 Starter waren angereist um eine, zwei oder drei Runden zu absolvieren. Oder anders: Kurz-, Mittel- oder Lanstrecke oder auch in Zahlen: 40, 80 oder 120 Kilometer mit 1000, 2000 oder 3000 Höhenmetern.
Der Start der Mittel- und Langstrecke erfolgte um 9 Uhr. Eine Stunde vor unserem Start. Die Startnummernausgabe war leer und die Startertüte voll! Da waren sogar Duplos drin!!! Das ist doch mal ein anständiger Riegel!! Die Trinkflasche samt Halter und das T-Shirt hätten die Veranstalter auch ruhig gegen Snickers, Mars und Milky Way austauschen können :-).
Nach dem Zusammensetzen der Räder und der Verwandlung von verknautschten Reisenden zu mehr (Daniel) oder weniger (Jule) ansehnlichen Rennsportlern hatten wir noch 20 Minuten bis zum Start. Die Kombination aus langen Strümpfen und Knielingen erwies sich als nicht sonderlich praktikabel. Rutscht irgendwie alles.
Das Rennen:
Ohne wirkliches Warmfahren, gesellten wir uns zu den vielen Fahrern die bereits im Startblock schnatternd auf den 10 Uhr Gong warteten. Im Bereich von einstelligen Temperaturen, aber glücklicherweise trockenen Verhältnissen von oben, wurden die knapp 450 Fahrer (davon 44 Frauen auf der Kurzstrecke) pünktlich in die rund 6 Kilometer lange Einführungsrunde geschickt, bevor es richtig losging. Ich habe versucht von der hinteren Startblockposition aus weiter nach vorne zu fahren, aber nach der Einführungsrunde habe ich schon gemerkt, dass die Taktik nicht so schlau war. Zu früh, zu viel, zu schnell. Die Beine platzen und ich verlor Boden und auch Plätze. Und gebracht hat`s auch nichts.
Die Piste:
Die Strecke war aufgrund der Wetterverhältnisse der Vortage (oder Vorwochen?) mit viel Regen und Hagel natürlich sehr aufgeweicht und tat ihr übriges. Die Abfahrten glichen eher einer Runde Russisch-Roulette (aber sehr ausgefahrenes) und in mir wuchs die Hoffnung, nicht unfreiwillig abzusteigen. Zudem Bremsen bis zum muskulären Obergau sämtlicher Muskelpartien in Händen und Armen!
Das Gefühl wenn Vorder- und Hinterrad gleichzeitig rutschen ist nicht sonderlich behaglich, wenn man sich nicht selbst dazu entschieden hat. So hat man jedenfalls keine Kontrolle mehr (weder über sich, noch über das Rad – bei mir ist das so!) und wenn dann noch jemand von hinten „LINKS VORBEI“ brüllt, ist es eher eine Glückssache, es rechtzeitig aus dem Weg zu schaffen und dabei auch noch das richtige Links zu erwischen.
Bei den Anstiegen war eigentlich fast alles zu haben. Lang, kurz, steil, steinig, rutschig, pampig, kaugummimäßig oder auch eine unangenehme Mischung aus mehreren der verschiedenen Eigenschaften. Tut alles auf eigene Art und Weise weh. Man vergisst die Schmerzen über den Winter irgendwie, aber dann ist die Erinnerung plötzlich und schnell wieder zurück! Auch die Frage an dich selbst, warum man es im Training nicht an diese Schmerzgrenze schafft. Wäre wohl hilfreich!
Bis zur Mitte des Rennens lief es jedenfalls bescheiden, aber dann fand ich stellenweise einen super Rhythmus und auch Spaß an dem Profil. Mir war allerdings auch klar, dass ich bei dem Rennen nichts mehr reißen konnte. Da waren zu viele vor mir.
Überraschung im Ziel:
Der Zeitnehmer hat mich dann allerdings ordentlich staunen lassen. Ich war ja sowieso begeistert über den Service. Mit der Durchfahrt durch das Ziel sprang ein Drucker an und spuckte einen Bon aus, der mir von einem netten Helfer in de Hand gedrückt wurde. Auf diesem Bon stand dann alles drauf. Zeit, Altersklasse und Platzierung. Kein Warten auf Listen und Gedränge um selbige. Man weiß sofort woran man ist :-)
Nach den „nur“ 40 Kilometern habe ich mich wie nach schlammigen 80 gefühlt. Das ist dann wohl der Trainingsrückstand.
“1. AK und 4. Gesamt bisher” da wahr ich erst mal platt! Nur 3 Frauen vor mir???? Ich glaubte an einen Fehler, doch der Bon sollte Recht behalten. Ich durfte zur Siegerehrung! Nein, sogar zu zweien – wovon ich die Gesamtehrung aber leider verduscht habe.
Keine Pokale, dafür gab es sinnvollere Sachpreise. Super leckeres Riesen-Steinofenbrot vom Ortsbäcker, ne Ochsen-Salami vom Ortsmetzger und ne Pulle Sekt. Und zwei Luftpumpen… Braucht jemand eine??? Super nette Leute diese hessischen Gilserberger!
Leider hab ich es aber wohl im Rennen Übertrieben. Mein Oberschenkel hat sich auf den letzten Kilometern schon so komisch verkrampft. Im Ziel konnte ich dann nicht mal mehr das Bein beugen, nach dem ich es einmal gestreckt hatte. Jetzt, zwei Tage später geht es schon wieder, aber Belasten geht nicht und es sind nur noch 3 Tage bis Sundern. Diese Woche also kein Wettkampftraining mehr und hoffen das es bis Samstag wieder ordentlich belastbar ist. Irgendwas muss ja immer sein … und das noch auf der Kurzstrecke. Nicht sehr beruhigend für die kommenden Rennen die deutlich länger sind.
Fazit:
Die Veranstaltung schreit nach Wiederholung und ist sehr empfehlenswert! Gelungenes Gesamtpaket und rundum ein schönes Fest. Für das Wetter kann ja keiner was.
Also zusammengefasst: Anreise lang, Nummernausgabe gut besetzt, Startertüte mit Duplo (ich habe mich so gefreut!), Zeitnahme per Transponder und sofortigem Ergebnisdienst, Sportmoderation, viele Helfer für einen reibungslosen Ablauf, Streckenprofil mit Anspruch (im Vergleich zu Sauerlandmarathon und Co), Ehrungen für Gesamtsieger (1.-5.) und die Altersklasse, tolle Stimmung, perfekte Organisation und ein super netter Veranstalter! Der Waschplatz war allerdings nicht an die Wetterverhältnisse angepasst. Mit nem Gartenschlauch kam man bei den 15 Kilo Matsch am Rad nicht weit.
Persönliches Fazit: Ich freue mich total über den positiven Ausgang und bin super erleichtert, dass das Rennen so gut geklappt hat. Ich hatte wirklich überhaupt nicht damit gerechnet. Die Menschen, die ich vorher noch gesprochen habe wissen das. Es war ja auch wirklich anders zu erwarten nach den ganzen Bazillen. Auch wenn sich Kurzstrecke wie Langstrecke anfühlt, war das Rennen eine tolle Motivation! Dickes Danke an Daniel! Der Tag hat super Spaß gemacht!
- (1 WS1) Kerstin Kögler – BMC Development Team 1:53:12
- (1 WS2) Tanja Nehme – Rohloff-Fahrradladen Gudensberg 1:55:03
- (2 WS1) Tina Urnau – Black Tusk Racing by ToMotion 2:02:54
- (1 WDa) Jule Schwarz – Nutrixxion MTB 2:08:45
- (2 WDa) Helen Wolf – Mountain Heroes 2:11:03
Hier geht es zu den Ergebnislisten
Und hier noch Eindrücke aus der hessischen Presse
Oder auch in Daniel Blog
Pingback: Schwimmflügel zum Saisondebut | Daniels Mountainbike Blog
Ja jaa… ich hab’s ja gesagt ;) TAUSENDFACHE GLÜCKWÜNSCHE, Super-duper-Strahlefrau!!! Wohl verdient!! Next WE wird dann Sundern geplättet ?! ;)
Pingback: 15. SKS Kellerwald Marathon | Daniels Mountainbike Blog